Tabu (nicht nur) unter Führungskräften: Die Sache mit der Selbstsicherheit.

Je höher die Position, desto stärker der Druck, immer souverän und selbstsicher aufzutreten. Unsicherheit oder Aufregung in Präsentationen, Meetings, wichtigen Gesprächen und anderen Situationen sind ein Tabu, vor allem unter Führungskräften. Dabei können wir uns selbst so viel Leid ersparen.
Karen Heese-Brenner Business Coaching Präsentationstraining KHB Training Selbstsicherheit

Wie wir uns in Präsentation, Gespräch, Meeting und Co. viel Leid ersparen.

„Zum ersten Mal habe ich mich nicht mehr total unwohl gefühlt, als ich vor meine Leute trat.“ Ich bin sehr dankbar dafür, wenn Kunden mir solche Dinge schreiben. Denn sie beweisen, dass jeder lernen kann, mit Unsicherheit und Nervosität umzugehen, souverän und sogar positiv aufzutreten. Die Mitarbeiter dieses Chefs hätten sich sicher über diesen Satz gewundert. Zwar werden sie hier und da sicher einmal über seine etwas verkrampfte Art gesprochen haben, aber mit ihm persönlich sicherlich niemals – was vor allem an ihm lag. Der immer wiederkehrende Versuch, sich nicht anmerken zu lassen, wie ungern er vor Leuten spricht, im Mittelpunkt steht, alle Augen auf sich gerichtet sieht – das kostete ihn viele Jahre viel Kraft. Aber es wird von ihm erwartet – oder er glaubte das zumindest.

Nervosität und Unsicherheit: Je höher die Position, desto stärker das Tabu

Dieses weit verbreitete Phänomen ist ein Tabuthema, vor allem unter Führungskräften. Es gehört doch zu ihrem Job, immer souverän und sicher Meetings zu leiten, Veranstaltungen zu eröffnen, auch schlechte Nachrichten zu überbringen, Konflikte zu lösen, auf Konferenzen zu sprechen und so weiter. Je höher die Position, desto weniger salonfähig sind Aufregung, Nervosität und kommunikative Unsicherheit.
Die Folge: Für die betroffenen Menschen wird es immer schwerer, mit diesen Faktoren umzugehen. Neben dem Versuch, nicht den Faden zu verlieren, sind gerade Menschen in Führungspositionen stark damit beschäftigt, den Schein zu wahren. Das ist wahnsinnig anstrengend und hält sie vom Wesentlichen ab. Ich höre häufiger Sätze wie „Mein Team muss nicht wissen, dass ich dieses Training mache.“ Das spricht Bände.
Während schon in der Schule die Bedeutung von flüssiger Sprache und selbstsicherem Auftritt vermittelt wird, beschäftigen wir uns andererseits herzlich wenig mit dem Thema, was Aufregung und Nervosität sind und wie wir mit ihnen und so manchen Unsicherheiten umgehen können. Eher neigen wir dazu, uns Unterdrückungsmechanismen anzueignen. Je weiter wir aufsteigen, desto mehr Selbstsicherheit wird vorausgesetzt. Dadurch lastet oft zusätzlicher Druck auf Führungskräften. Gleichzeitig sinkt die Zahl der Menschen im beruflichen Umfeld, mit denen sie sich zu solchen Themen austauschen. Das Motto lautet: Ich kann unmöglich meinen Mitarbeitern sagen, dass ich unsicher bin. Warum eigentlich nicht? Das ist eine Frage, die es an anderer Stelle zu klären gilt.

Vermeidung fördert das Leid

Nicht jeder ist zum Vortragen und Reden geboren, und das ist auch gut so. Aber niemand muss so sehr unter den „Auftritten“ leiden, die der Beruf oder die Position mit sich bringen, wie es oft der Fall ist!
Der Kunde, der mir den eingangs genannten Satz schrieb, sprach einmal von seiner „langen Geschichte der Anspannung“. In seinem Fall hatte es mit dem Vater begonnen, der jedes Anzeichen von Aufregung, zum Beispiel beim Aufsagen des Weihnachtsgedichtes, mit abfälligen Bemerkungen quittierte. Später hatte er ihm klargemacht, dass alles Lernen nichts hilft, wenn man sich nicht gut präsentieren kann. Mein Kunde kam ganz gut durch Schul- und Studienzeit. Im ersten Job fiel er schnell positiv auf, wurde gefördert und nach zwei Jahren mit einem kleinen Team betraut. „Da“, so erinnerte er sich, „wurde mir plötzlich wieder bewusst, wie ungern ich vor Leuten redete. Jetzt stand ich da, als Teamleiter, und musste immer souverän sein. Das steigerte sich dann langsam, ich verlor vor lauter unterdrücktem Herzklopfen öfter mal meinen eigenen Faden. Nach Meetings und Präsentationen fiel mir auf, dass ich die Dinge anders gesagt hatte, als ich es mir vorgenommen hatte. Nach Konferenzen war ich völlig ausgelaugt. Präsentationen habe ich bis tief in die Nacht geübt, bis ich sie auswendig konnte.“ Besser ging es ihm dadurch aber nicht, vielmehr kam nun auch Müdigkeit hinzu. Er begann, Vermeidungs- und Unterdrückungsmechanismen zu entwickeln: Immer wieder fand er Gründe, einem Mitarbeiter die Präsentation zu überlassen. Er vermied es, in Meetings aufzustehen, hielt oft die Luft an, um das Herzklopfen herunter zu bekommen. Wenn es ganz schlimm kam, ließ er sich kurzfristig vertreten.

Faden verloren, unsicher, ausgelaugt: Vieles davon ist leicht loszuwerden.

Diese Verhaltensweisen führen leider zum Gegenteil dessen, was sich die Betroffenen wünschen. Unser Gehirn lernt und deutet nach Stärke und Häufigkeit bestimmter Erfahrungen. Vermeiden wir Situationen immer wieder, merkt sich das Gehirn (einfach ausgedrückt), dass diese Situation besonders gefährlich ist. Kommen wir einer solchen Situation also näher, schlägt das Gehirn von Mal zu Mal mehr Alarm. Aus anfänglicher Aufregung wird mit der Zeit starke Nervosität, bis hin zu Angstzuständen.
Wir Menschen neigen unterschiedlich stark zu nervösen Reaktionen. Dennoch gilt: Wir können an unserem Nervenkostüm selbst nähen, es stärken und trainieren. Je nachdem, wann wir damit beginnen, welche Situationen und Erlebnisse uns verunsichern und welches Umfeld wir haben, sind die erfolgreichen Techniken unterschiedlich.

Nicht vermeiden, sondern kontrollieren – eine Übung für den Alltag.

Neben hilfreichen Atem- und Fokussierungstechniken gibt es zahlreiche weitere Möglichkeiten, der Aufregung, Unsicherheit und Nervosität ihren Schrecken zu nehmen. Eine davon möchte ich Ihnen hier mitgeben: Schauen Sie sich Ihren Feind einfach einmal genau an und stellen Sie sich die richtigen Fragen.
Denken Sie an eine Situation aus der nahen Vergangenheit, in der Sie unsicher waren: Eine Präsentation, ein Meeting, ein Gespräch. Wissen Sie noch, was Sie in den Stunden davor gedacht haben? Vielleicht waren es solche Gedanken:

  • Ich habe jetzt schon keine Lust auf dieses Thema.
  • XY wird mir sowieso nicht zuhören.
  • Hoffentlich geht es schnell vorbei.
  • Ich weiß jetzt schon, dass es Stress gibt.
  • Ich will da nicht rein.

Natürlich können die Gedanken auch andere gewesen sein. Mit ziemlicher Sicherheit waren sie aber nicht sehr zuversichtlich, sondern eher ängstlich und aufgeregt. Möglicherweise haben Sie sich ausgemalt, wie furchtbar die Situation kann. Versuchen Sie bei nächster Gelegenheit einmal, ganz bewusst der Situation ins Auge zu blicken: Nehmen Sie sich Zeit und fragen Sie sich ganz bewusst: Was ist so schlimm an diesem Meeting/Kollegen/Thema (o.ä.)? Was ist das Schlimmste, was passieren kann? Beeinflusst diese Situation mein Leben wirklich? Werde ich in vier Wochen noch an diese Situation denken?
Beantworten Sie diese Fragen für sich selbst und finden Sie heraus, ob es sich hier wirklich lohnt, angespannt zu sein. Relativieren Sie diese Wirkung, ganz bewusst. Vergleichen Sie zum Beispiel den bevorstehenden Vortrag mit einer anderen Situation, die gefährlicher wäre. Mein Kunde zum Beispiel hat sich die Frage angewöhnt: „Nehme ich oder nimmt jemand anders Schaden, nur, weil ich mich verhasple?“

Solche und andere „Schlimmer-geht-immer-Fragen“ haben einen größeren Effekt als viele wissen, ohne die Lage schönzureden. Sie helfen uns, die Situation etwas realistischer einzuordnen. Denn häufig bauen wir den Schrecken im Kopf durch unsere eigenen Gedanken künstlich auf.

Was, wenn einfach alles gut wird?

Nach der Relativierung können Sie sich gedanklich noch weiter „umpolen“: Malen Sie sich in den blumigsten Farben aus, was der allerbeste Ausgang der Situation wäre, ganz frei von jedem Aber.

  • Ich werde sie alle überraschen.
  • Endlich machen meine Leute einmal, was ich möchte.
  • XY wird meine Ideen toll finden.
  • Es wird riesigen Applaus geben.
  • Der Auftrag wird noch heute erteilt.

Probieren Sie es aus, am besten mehrfach!

Mit jedem Mal wird es Ihnen leichter fallen, und der Effekt wird spürbarer. Denn, wie gesagt:
Unser Gehirn lernt und deutet nach Stärke und Häufigkeit bestimmter Erfahrungen. Vermeiden Sie nicht, sondern kontrollieren Sie Ihre Haltung zu der Situation und den beteiligten Menschen. Sagen Sie Ihrem Gehirn immer wieder: So schlimm ist es nicht. Es kann sogar sehr gut ausgehen.

So verhindern Sie aktiv den „Alles-wird-ganz-furchtbar-sein-Alarm“. Die Folge: eine gesündere und leichtere Anspannung, mehr Fokus und Gelassenheit.
Damit strahlen Sie automatisch mehr Sicherheit aus, sind fokussierter und damit überzeugender.
Sie können sich endlich auf Ihr Thema konzentrieren und verlieren Ihre Energie nicht an den Kampf gegen die Unsicherheit.

Weitere Methoden, die unsere Souveränität stärken:

Atem- und Sprechtechniken für souveränes Auftreten
Gesprächs- und Fragetechniken Fokussierungsübungen
Situationsanalysen
Körperspracheübungen für innere und äußere Haltung
Gelassenheitstraining

Sie können sich auf einzelne Faktoren konzentrieren oder ein ganzheitliches Training/Coaching erhalten. Auf der Basis genauer Analyse richte ich meine Arbeit auf Sie aus.
Fragen? Kontaktieren Sie mich! Ich freue mich darauf, mit Ihnen zu sprechen, telefonisch, virtuell oder bei einem Treffen.

Virtueller CharisMe! – Check: Individuelles Kurz-Training zum Ausprobieren

Themen wie Selbst- und Präsentationssicherheit, Nervositätskontrolle und persönliche Kommunikation sind sehr sensibel. In meiner Arbeit zählt die vertrauensvolle Atmosphäre. Die Entscheidung zu einem Training oder Coaching in diesem Bereich fällt vielen nicht leicht. Deshalb gebe ich Ihnen die Möglichkeit, mich kurzfristig virtuell kennenzulernen, mehr über Methoden und Techniken zu erfahren und erste, individuell auf Sie zugeschnittene Techniken an die Hand zu bekommen.

Karen Heese-Brenner

Karen Heese-Brenner

Zwei Dinge liegen mir am Herzen: Menschen zu helfen, ihr charismatisches Potential auszuschöpfen und Unternehmen zu ermutigen, Kooperationskultur zu leben.

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Karen Heese-Brenner

Ich bin als Business Coach und als Trainerin für sicheres Sprechen, Präsentation und Charisma in ganz Deutschland unterwegs. Mein Motto: Starke Persönlichkeiten führen und bilden starke Teams!

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