Aus Krisenzeiten kommen wir immer anders heraus als wir vorher waren. Krisenzeiten zeigen unter anderem die Schwachstellen von Systemen auf. Ist ein Wirtschaftssystem in der Krise handlungsfähig? Greifen die Mechanismen?
Stimmen unsere Strategien auch in stürmischen Zeiten?
Über Wege zu erfolgreichen und krisenfesten Unternehmens-Strategien habe ich mit Professor Doktor Wolfgang Harburger gesprochen. Er ist Betriebs- und Volkswirt, hat ein Studium der Psychologie absolviert und sich auf Arbeits- und Organisationspsychologie konzentriert. ER ist erfahrener Experte im Bereich Strategie und Management, seit vielen Jahren in unterschiedlichen Unternehmen als Berater unterwegs.
Sein aktuelles Buch trägt den Titel „Die Logik der Strategieentwicklung“ und fasst seine zahlreichen Erfahrungen zu diesem Thema zusammen.
Erfolg = Strategie + Kultur:
auf einer Säule kann das Dach nicht stehen.
Gelebte Unternehmenskultur beinhaltet viel mehr als Statuten, die ausgehängt werden, um ein bestimmtes Verhalten einzufordern. Kultur bedeutet unter anderem Kooperation, Vertrauen und Transparenz. Gerade, was die Unternehmensstrategie angeht, ist Transparenz in alle Bereiche hinein unerlässlich.
Um eine erfolgreiche Unternehmensstrategie aufsetzen zu können, müssen wir eine gesunde Außensicht haben. Wir müssen erkennen, was wir besser machen als die Wettbewerber und uns daraufhin ausrichten.
Fehlt allerdings eine realistische Innensicht, scheitern wir beim Erstellen einer Erfolgsstrategie.
Prof. Dr. W. Harburger macht immer wieder die Erfahrung, dass es hier große Mängel gibt. Dabei kommt es unter anderem sehr darauf an, die vorhandene Expertise im Unternehmen zu kennen, richtig zu organisieren und auch wertzuschätzen.
Basisfähigkeiten und Hochleistung:
auf die richtige Mischung kommt es an.
Zu der richtigen Innensicht gehört es auch, die richtigen Führungskräfte an den richtigen Stellen zu haben. Gerade hier lauern große Gefahren für den Erfolg der Unternehmensstrategie. So werden zum Beispiel Führungskräfte anhand ihrer Referenzenliste ausgewählt – nicht aber anhand ihrer Führungskompetenzen.
Solche und ähnliche Entscheidungen können dazu führen, dass an entscheidenden Stellen im Unternehmen Menschen sitzen, die nicht unbedingt den Unternehmenserfolg als erste Priorität sehen, sondern ihren eigenen.
Psychologik frisst Wirtschaftslogik:
Wenn Wettbewerbskultur und Machtgehabe den Erfolg verhindern.
Es gibt wohl keinen Unternehmer, der von sich behaupten würde, ohne Strategie unterwegs zu sein. Und trotzdem scheitern viele gerade daran. Dafür gibt es zahlreiche Gründe. Gerade die Corona-Zeit hat deutlich aufgezeigt, an welchen Stellen Strategien nur auf dem Papier oder gar nicht existierten.
Gleichzeitig wird an vielen Stellen erkannt, dass eine durchdringende Kooperationskultur dringend nötig ist, um durch eine solche Krise als Unternehmen hindurchzukommen.
Erzwungene Kommunikation auf Distanz, Disruption von Geschäftsmodellen und Märkten, hohe Krankenstände und Ausfälle – wenn alles aufeinander kommt, brauchen wir jeden einzelnen mit all seiner Kompetenz und Begeisterung.
Interne Kriegsschauplätze, Machtkämpfe und angstgetriebene Wettbewerbskultur sind die Säge am Stuhlbein des Erfolges – ganz besonders in der Krise.