„Schön, dich zu sehen!“ – diesen Satz hören wir gerne. Vorausgesetzt, er ist ehrlich gemeint. Um das zu bewerten, nutzt unser Gehirn zu einem großen Anteil Signale, die Tonfall und Körpersprache der sprechenden Person aussenden. Strahlt die Mimik eher „Die/der schon wieder“ aus, so bewerten wir dies viel stärker als die eigentlichen Worte. Diese Zusammenhänge finden sich in vielen Studien, unter anderem in denen des Psychologen und Forschers Albert Mehrabian.
Wann immer ich kann, spreche mit meinen Coachees und Trainingsteilnehmern über die riesige Bedeutung unserer Körpersprache und unserer Stimme für das Gelingen zwischenmenschlicher Kommunikation. In einer Zeit, in der viele Menschen oft oder nur noch online kommunizieren können, sollten wir uns noch mehr Gedanken darüber machen. Es gibt ein paar ganz einfache Dinge, die wir einsetzen können, damit uns andere gerne zuhören, unsere Inhalte richtig verstehen und sich positiv an das Gespräch mit uns erinnern. Hier ein Tipp für Ihre Videokonferenzen:
Unser Gehirn interessiert nur: Freund oder Feind?
Das menschliche Gehirn ist permanent auf der Suche nach möglichen Gefahren für uns. Schon eine Diskrepanz zwischen dem, was jemand sagt und dem, was jemand ausstrahlt, führt im Gehirn zu einem kleinen Alarm: „Achtung, da stimmt etwas nicht.“ Wir nehmen dies nicht immer bewusst wahr, manchmal als „Bauchgefühl“, manchmal gar nicht. Aber es ist trotzdem da. Unser Gehirn wird dann verstärkt damit beschäftigt sein, die Situation und den Gesprächspartner auszuloten, uns darauf zu fokussieren, damit wir nicht in Gefahr geraten. Das führt dazu, dass wir uns schlechter auf Inhalte konzentrieren können, dass wir Stresshormone ausschütten und uns in der Situation möglicherweise nicht ganz wohlfühlen.
Wer seine Signale im Griff hat, bekommt die Aufmerksamkeit.
Ein zu ernster Gesichtsausdruck oder eine unpassende Geste heißt noch lange nicht, dass jemand feindlich gesinnt ist, lügt oder uns gar angreifen will. Deshalb nimmt das Gehirn zahlreiche Signale auf und wertet sie permanent neu aus, damit wir unser Gegenüber einschätzen können. Mit anderen Worten: Je mehr Signale wir dem Gehirn des Gegenübers bieten, desto besser sind wir zu verstehen und einzuschätzen. Je besser wir einzuschätzen sind, desto entspannter kann unser Gegenüber uns zuhören. Je entspannter, desto aufmerksamer. Und das ist es doch, was wir erreichen wollen, oder? Wir wollen Wissen vermitteln, überzeugen, zu Kompromissen animieren und manchmal einfach nur entspannten Austausch. Das alles können wir aktiv fördern, indem wir unsere Signale im Griff haben.
Machen Sie sich sichtbar.
In Videokonferenzen ist dies um ein Vielfaches schwieriger als im Meetingraum:
Wir sehen die Menschen nur zweidimensional, auf einem Bildschirm. Da ist es für unser Gehirn schon anstrengend zu erkennen, dass hier überhaupt ein Mensch mit uns spricht.
Oftmals sehen wir dann auch noch ein schlecht beleuchtetes Gesicht, vielleicht auch nur ein halbes Gesicht. Die Mimik ist oft verzerrt, weil jemand gerade mit der Technik hadert. Manche verzichten sogar ganz darauf, überhaupt in die Kamera zu schauen.
Was also soll das Gehirn damit anfangen? Konzentriertes, kommunikatives Arbeiten wird viel leichter für alle, wenn wir uns sichtbar machen.
Abstand zählt! – auch vor der Kamera.

Was empfinden Sie, wenn Ihnen jemand gegenüber tritt und unvermittelt mit seinem Gesicht auf 20 cm an Ihr Gesicht herankommt? Unbehagen? Zurecht! Ähnlich bewertet das Gehirn den Anblick eines Gesichts, das über die Kamera „zu nahe kommt“. Sowohl als Sprecher, als auch als Zuhörer empfiehlt es sich, ein wenig Abstand zu halten. Das entspannt Ihren Gefahrensinn und den des anderen. Außerdem hat es noch einen weiteren Vorteil: Sehen die Gesprächspartner nicht nur Ihr Gesicht, sondern auch Ihren Oberkörper und Ihre Hände, so gibt dies ebenfalls Sicherheit und bietet mehr Signale, um das Gesagte auch richtig einordnen zu können. Und Sie selbst haben mehr Bewegungsfreiheit, was das Erzählen deutlich einfacher und authentischer macht.
Also: entspannen Sie sich und andere und halten Sie Abstand!
Souveräner auftreten, auch virtuell: Gezielte Beratung und Training
Natürlich können wir noch sehr viel mehr für unseren Auftritt tun, ob vor der Kamera oder am Telefon. Gerne gebe ich individuelle Tipps und Trainings, um die (virtuelle) Kommunikation für Sie und Ihr Team aktiv zu verbessern. Sie können den gezielten Einsatz Ihrer Stimme und Körpersprache trainieren und Ihre Souveränität und Selbstsicherheit stärken.